Leichtathletik

Auf deutschen Turnfesten wurden schon Mitte des 19. Jahrhunderts im Sinne der allgemeinen Leibesübung auch leichtathletische Einzel- und Mehrkämpfe ausgetragen.
Im M.Gladbacher TV 1848 führte das dazu, dass 1908 für die „Turner-Leichtathleten“ erstmals ein großes Sportfest ausgetragen
wurde, das  1. Bökelbergfest. Neben den Turnwettkämpfen wurden Wettbewerbe in leichtathletischen Fünfkampf bestehend aus Stabhochsprung, Stemmen, Weitsprung, Kugelstoßen und 100 m-Lauf. Die wenige Jahre vorher eingeweihte vereinseigene Platzanlage bot hierfür großartige Voraussetzungen.  Weitere Bökelbergfeste folgten 1909 und 1911.

Während der NS-Zeit konnten sich besonders die Leichtathleten des TV 1848 bei vielen Wettkämpfen auszeichnen. Herausragende Leistungen erzielte die Speerwerferin Inge Dülpers, die 1941 bei den Jugendmeisterschaften und bei einem Jugendländerkampf in Breslau jeweils Zweite wurde.

Neben den Handballern waren es die Leichtathleten, die unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg trotz der allgemein depressiven Stimmung als Erste wieder zaghafte Versuche unternahmen, das sportliche Geschehen auf der Platzanlage zu beleben, obwohl so gut wie nichts mehr an Geräten vorhanden war. Man arrangierte sich mit dem Mangel.

Durch intensive und qualifizierte Trainingsarbeit mit mehreren Übungsleitern konnten die Leichtathleten Anfang der 60er Jahre auch in der Breite Erfolge verbuchen, besonders bei den Langstrecken- und Marathonläufern. Einige von ihnen brachten es bis zur Teilnahme an mehreren Deutschen Meisterschaften.

Nach einer Unstimmigkeit über Trainingszeiten verließen 1967 viele Leichtathleten enttäuscht den Verein und wechselten zum Rheydter Spielverein 1847. Es blieb nur ein kleiner Rest, der dem Verein die Treue hielt.

In den 50er und 60er Jahren waren es erneut die Speerwerfer des Vereins, die im besonderen Maße von sich Reden machten. Als Ausnahmeathlet des Vereins ist hier Rolf Herings zu nennen.

Leichtathletik-Damen 1925

Vorbereitung auf einen Speerwurf-Wettkampf
der Damen ca. 1932

Umittelbar nach dem Krieg auf unserer Platzanlage:
Start zum 100m-Lauf aus handgegrabenen „Startlöchern“.

Rolf Herings

Mit 15 Jahren begann er 1955 mit dem Speerwurf, mit 19 Jahren erzielte er mit einer Weite von 63,49 m den 1. Platz der Jugendbestenliste. Sein Trainer und Vorbild war der dreifache westdeutsche Meister Valdis Jassis. Vier Jahre später holte er sich mit einer Weite von 82,48 m den deutschen Rekord.

Die ersten Jahre trainierte er noch auf dem Platz des TV 1848. Bei seinen Trainingswürfen lief er am Kriegerdenkmal an, warf die Speere diagonal über den Platz, die dann am 100 m Zieleinlauf kurz vor der Begrenzungsmauer einschlugen. Irgendwann wurde der Platz dann zu kurz. Es wird kolportiert, dass die Nachbarn auf der Bökelstraße damals aus Furcht ihre Rollläden herunterließen. Aber „nicht nur deshalb“ wechselte Rolf Herings nach seinem Abitur 1960 zu Bayer Leverkusen, wo die Trainingsbedingungen sehr viel besser waren. Die Nachbarn konnten danach die Rollläden wieder hochziehen.

Trotzdem blieb er dem 18 treu und spielte noch einige Jahre weiter in der erfolgreichen 1.Mannschaft der Handballer in der Oberliga.

In dieser Handballmannschaft spielte auch Rolf Köhler. Das Handballspiel ist offensichtlich ein gutes Ausgangstraining für den Speerwurf, denn auch Rolf Köhler – inspiriert durch seinen Freund – begann mit dem Speerwurf. Er startete wie Rolf Herings auch für Bayer Leverkusen und wurde bei der Deutschen Meisterschaft 1964 Zweiter hinter Hermann Salomon.
Rolf Herings nahm an 6 Deutschen Meisterschaften teil, wurde dabei zweimal Deutscher Meister, er bestritt 28 Länderkämpfe, gewann 1965 die Studentenweltmeisterschaft und belegte bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokyo den 7. Platz.

Rolf Herings beim Wettkampf
in Santiago de Chile am 22.Oktober 1961